Kurt Gerstein – „Gottes Spion in der Hölle“
Kurt Gersteins Rolle in der NS-Zeit bleibt umstritten. Geboren 1905 in Münster (Westf.) im evangelischen Milieu war er später in der kirchlichen Jugendarbeit tätig und wurde Mitglied der „Bekennenden Kirche“, die sich gegen die Gleichschaltung der evangelischen Kirche durch die NS-Diktatur wandte. Parallel dazu war er Mitglied der NSDAP und im Krieg Obersturmführer bei der Waffen-SS. In den Vernichtungslagern Belzec und Treblinka wurde er 1942 Augenzeuge des Einsatzes von Motorgas zur Massentötung und wusste von der Verwendung von Zyklon B. Erschüttert von diesen Vorgängen nutzte er seine Kontakte nach Schweden und Holland zur Weitergabe seiner Informationen nach London.
Ende April 1945 stellte sich Gerstein in Reutlingen der französischen Armee und wurde im Rottweiler Gasthof „Zum Mohren“ interniert. Hier schrieb er Anfang Mai den „Gerstein-Bericht“ nieder, der bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen als Beweismaterial verwendet wurde. Der evangelische Stadtpfarrer Hecklinger lieh ihm zur Niederschrift seine Schreibmaschine. Von den Franzosen schließlich verhaftet starb er im Juli 1945 unter nicht geklärten Umständen in einem Pariser Gefängnis.
Wolfgang Vater