Franz Josef Linder – „Armenvater“ (1817-1897)
Franz Josef Linder wurde am 17. Juni 1817 in Gögglingen geboren. Seine Schulausbildung erhielt er am Gymnasium in Ehingen und im Rottweiler Konvikt. Entgegen dem elterlichen Wunsch schlug er nicht die Priesterlaufbahn ein, sondern begann eine Lehre als Konditor. Die Lehr- und Wanderjahre verbrachte er in Straßburg, Marseille, Paris und Freiburg i.Ü. Vor allem in den Großstädten sah er das Elend der Ärmsten, die unter den schlechten sozialen Verhältnissen litten.
Nach Rottweil zurückgekehrt heiratete er Antonie Riediger und übernahm die Konditorei seines Schwiegervaters, die er durch eine Spezereiwarenhandlung vergrößerte. Dreißig Jahre war Franz Josef Linder auch im Rottweiler Gemeinderat tätig. Sein Vermögen verwandte er zur Unterstützung der Armen. Als Spitalverwalter war es ihm ein besonderes Anliegen, die Krankenpflege in die Hände barmherziger Schwestern zu legen – in Straßburg hatte er Arbeit der Vinzentinerinnen kennengelernt. Gegen herrschende Widerstände gelang es ihm, die ersten Schwestern 1854 aus Straßburg nach Rottweil zu holen. 1857 ging die Betreuung des Spitals ganz in die Verantwortung der Schwestern über, denen er als Stütze und Berater zur Seite stand.
Für die Schwestern des Hl. Vinzenz kaufte er 1886 das Schlossgut Untermarchtal. Somit konnte die Kongregation ihr Mutterhaus von Schwäbisch Gmünd nach Untermarchtal verlegen. Linders Tochter, Schwester Margarita, war von 1893 bis 1918 Generaloberin der Vinzentinerinnen. Franz Josef Linder starb 1897 in Untermarchtal und wurde auf dem Klosterfriedhof begraben.
Für seinen unermüdlichen Einsatz für die Armen und Kranken wurde er „Vater Linder“ genannt, seinen guten Beziehungen zum Klerus verdankt er auch den Beinamen „Sankt Linder“.
Cornelia Votteler